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Mehr Leichtigkeit in dieser Zeit

Neues Programm im Stuttgarter Varieté

Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 16.11.2022


Mit seinem neuen Programm „Dream Factory“ führt das Friedrichsbau Varieté in die Ära des klassischen Hollywood.


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Kommentar von Heike Ellwanger:

- I hab kei Lust ….. (Musiktext)

Von wegen - die Vierziger Jahre erfinden die Leichtigkeit wieder neu

- Nichts bleibt wie es ist -

Das Leben ist eine Party

Kostüme glitzern und it seems to be Christmas soon


Kreativität liegt in unserer Natur: alterslos und mißachtendes Körpergewicht zeigt uns die überraschende Artistik.

Ein Conferencier, der singt und musiziert - so dass es jeder erkennt:

wir sind, was wir sind


BRAVO an das Team und die Idee von Timo Steinhauer

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Dieses Mal also geht die Reise in die Hochzeit der US-amerikanischen Traumfabrik. „Dream Factory – Varieté meets Hollywood“ — so heißt das Programm, das am Freitagabend im Friedrichsbau Varieté Premiere feiern wird. Die Szene ist ein Filmstudio, die Kostüme strahlen die Nostalgie einer Zeit aus, in der der Farbfilm noch eine Seltenheit war – und der Regisseur ist abwesend. Weshalb? „Er hatte einen Unfall. Auf der Besetzungscouch.“ Ach so. Das Ensemble jubelt und beginnt zu tanzen.


Hollywood ist weit entfernt von der beschleunigten Gegenwart


So reizvoll das Sujet scheint - einfach, sagt Timo Steinhauer, Geschäftsführer des Varietés, war die Annäherung an die große Zeit des Kinos nicht. Das klassische Hollywood, mit all seinem Charme, scheint eben doch weit entfernt von der beschleunigten Gegenwart. Die Musik, mit der die Bühnenshow im Varieté unterlegt wird, bricht die Musik, die stilgetreu der Ära entliehen wurde, immer wieder mit Rhythmen auf, die ein anderes Lebensgefühl ins Spiel bringen. Ralph Sun, Regisseur im Friedrichsbau, liebt die Herausforderung, sagt Steinhauer zudem – und inszenierte die erstaunliche Artistik, die von Camilla Keutel und Debbie Paul choreografierten Tänze der Show deshalb mit viel Gespür für die Originale.


Der beschwipste Mann erinnert an Gene Kelly


Wer würde nicht an diese eine berühmte Szene mit Gene Kelly denken, wenn der ungarische Artist Lui Nereus fröhlich um eine Straßenlaterne schwingt? Die Unterschiede, freilich: Nereus, ehemals ein sehr guter Zirkusartist und ein Leistungssportler, wirkt beileibe nicht so schwerelos wie der Hauptdarsteller in „Singin’ in the Rain“. Der 73-Jährige spielt einen beschwipsten Mann, der eine sechs Meter hohe Laterne umtanzt – und diese biegt sich, kippt, während er an ihrer Spitze sitzt, sich am Lampenkasten festhält und erstaunt nach unten blickt.


Der Filmregisseur mag abwesend sein, der Drehbuchautor jedoch ist auf der Szene – und ist zugleich der Moderator, Conférencier dieser Show. Er wird gespielt von Markus Schimpp, er trägt ein kariertes Jackett, setzt sich an den Flügel, singt, spielt flott und erzählt mit Schwung seine kabarettistischen Geschichten. Um ihn herum wirbeln die Tänzerinnen des Revue-Balletts der Vegas Showgirls aus Großbritannien, glitzernd, strahlend, schön und voller Verve.


Fanny Di Favola, eine bekannte Stuttgarter Künstlerin, lockt die Besucher des Friedrichsbaus schließlich in burleske Traumwelten; Thula Moon aus Hawaii zeigt Kontorsion am Boden und in der Luft. Vitzo Nereus führt gemeinsam mit ihrem Ehemann Lui – der eben noch schwertrunken um die Laterne kreiste – Balanceakte auf, Marta Paley aus Russland jongliert nicht nur mit Bällen, die weiblichen Körperteilen gleichen, und das Duo Little Finch, nicht zum ersten Mal im Friedrichsbau, jongliert mit Geschlechter-Identitäten und Fetischen. Andrii Fydik aus der Ukraine derweil tänzelt vermeintlich unbeholfen auf vielen kleinen Rollen, und Oleksandra Leuta, auch sie aus ihrer kriegsgebeutelten Heimat in Stuttgart, schwingt durch die Luft. Auf der Folie der klassischen Hollywood-Ära zeigt das Friedrichsbau Varieté einmal mehr mitreißende und vielseitige Unterhaltung für ein Publikum der Gegenwart.


Von Thomas Morawitzky


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